doch es müsse wie ein Haus vom Funda
ment her entwickelt werden. Wenn der
Grundton
schön
und
plastisch
ein-
schwingt, dann könne man weitermachen.
Was auffallt: Der Duisburger schwärmt
nicht wie andere Entwickler von der, ach,
so brillanten Technik seiner Kreationen,
sondern von Musik. Immer wieder zieht
er Schallplatten aus seiner umfangreichen
Sammlung: Freddy Quinn, Dave Brubeck,
Pavarotti, Nana Mouskouri - jede steht
zugleich für ein Klangphänomen, das kor-
rekt dargestellt werden muss. Dabei kann
die Abbildung der Atmosphäre wichtiger
sein als die Töne selbst. „Den Indirekt-
schall und Nachhall, der ganz wesentlich
am Entstehen des Zaubers beim Hören be-
teiligt ist, in die Komponenten hineinzu-
bringen, ist extrem schwierig.“
Eine entscheidende Bedingung ist die
Wahl der Parts. „Ich war mit der Erste, der
Bauteile abgehört hat. Da haben mich ei-
nige Kollegen für verrückt erklärt. Am En-
de war ich so weit, dass ich bei Fremdfa-
brikaten sagen konnte, welcher Netzteil-
Elko drin war, ohne dass ich den gesehen
habe. Nur vom Klang her.“
Heute wisse jeder, wie unter-
schiedlich
selbst
von den
Werten her gleiche Konden-
satoren tönen. Einfach den
besten zu nehmen, bringe
nichts. Deren Anstiegsgeschwindigkeiten
seien oft so, dass einzelne Frequenzantei-
le herausgehoben werden. „Dann freuen
sich vielleicht die Tester, weil irgendetwas
besonders heraussticht, doch das Ge-
samtbild zerreißt. Alles muss auf einer
Ebene spielen. Nur dann kann ich die Au-
gen schließen und glauben: Alles ist okay.“
Seit seinen Anfängen in
den Siebzigern schätzt Ge-
mein, der als einer von we-
nigen die Phasenseite am
Netzeingang markiert und
hochwertige Feinsicherun-
gen einsetzt, einen extrem
alterungsbeständigen Poly-
propylen-Kondensator von
Siemens, den es längst nicht
mehr gibt. Im Laufe der Jah-
re hat er alles davon zusam-
mengekauft, was er kriegen
konnte. Die Kartons stapeln
sich bis unter die Decke. „Da
liegen Tausende Euro.“ Der
Seit vielen Jahren arbeitet Techniker Oieter Schöpwinkel bei
Symphonie Line. Hier verdrahtet er eine RG1-Endstufe für China
» M e i n Z i e l ? D i e T ö n e s o l l e n
a n s a t z l o s i m R a u m s t e h e n «
Zurzeit arbeitet Gemein an einem neuen Top-CD-
Spieler. Auf den Knien hat er dessen Netzteil.
Der Plattenspieler RG6 dient als Klangmaßstab
Entwickler hütet die orangefarbenen Bau-
teile wie einst der Drache Fafnir den N i-
belungenschatz.
Aber auch Widerstände, Trafos, ICs
und andere in langen Hörsitzungen aus-
gesuchte Teile wollen gehortet sein. Sonst
- Peng! - gibt es sie plötzlich nicht mehr,
und die mühselige Suche beginnt von
Neuem. „Die Nachfolgetypen klingen oft
hell und unausgewogen, oder die benö-
tigten Werte sind nicht mehr zu kriegen.“
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